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Astra-l-reise

Ich jage mit meinem anthrazitfarbenen Astra dem Sonnenuntergang hinterher. Von Vorne schallt mir die Stimme eines Rappers entgegen. Von hinten dröhnt der Bass, welcher meine Karre, so scheint es, noch ein Stück vorandrückt. In solchen Momenten spielt das Licht, die Musik und die Geschwindigkeit das Lied der puren Harmonie. Die Landschaft wird von dem Punkt, welchem ich nachjage, in hoher Geschwindigkeit in verschwommenen Zügen an mir vorbeigeworfen, um schließlich der Vergangenheit anzugehören. Die Flucht in die Zukunft hat begonnen. Ich befinde mich inmitten meines Ziels, im Rausch der Geschwindigkeit, welcher nur eines kennt: Vergessen, alles hinter sich lassen, während der Luftzug sein Spiel in meinen Haaren gefunden hat und das Adrenalin meinen Körper wieder erwachen lässt.

Am Horizont beginnt das Rot seine nächtliche Liebelei mit den verschiedensten Blautönen und gewährt Helios so einen würdigen Abschied, um Luna aufs Neue willkommen zu heißen. Die Farben werden satter, gar wollüstig verschlingen sie den roten Feuerball. Dies ist der Moment für den Wechsel zu: „On the road to hell“. Die ersten Sterne werden mit den sanft beginnenden Klaviertönen in die Manege gerufen und scheinen sich im Takt der Melodie zu vermehren. Die Nacht hüllt sich, begleitet von der angenehm tiefen Stimme Chris Reas, in ihren dunkelblauen Mantel. Von den Klängen getrieben, verschlingt mich die Straße mehr und mehr. Welch‘ schöneres Gefühl kann das Leben einem bieten? Das Ziel verwandelt sich in ein schwarzes Loch, in welches ich im Duett singend, eher brüllend, eintauche. Eingehüllt in den Schallwellen Reas‘ Stimme und der immer schneller werdenden Melodie, verwandelt sich die Umgebung in eine eigene Materie, welche mich in ihren Bann zieht und Geborgenheit schenkt. Ich fühle mein Herz, es beginnt seinen Tanz: links, rechts, Umdrehung und prostet mit Adrenalin dem Sonnenuntergang zu! Die grellen Linien rauschen an mir vorbei, ergeben das Diskolicht für mein Herz, das nun schneller zu schlagen beginnt. Die Sucht nach der Geschwindigkeit wird zunehmend stärker. Hinein in das Abenteuer oder bin ich mittendrin? „I am underneath the streetlight […] the perverted fear of violence jokes the smile on every face! [...] Oh, this is the road to hell!” Ich denke völlig aus dem Zusammenhang gerissen: “Wohl war, muss man doch irgendwann wieder aussteigen.“

Ich verabschiede mich von meinem faradayschem Käfig, welcher mir Geborgenheit schenkt. Schließe meine Augen und lächle zurück. „War wieder eine angenehme Ausfahrt, oder?“ Dieser Satz wird mit einem stolzen Blick und wohlwollendem, ABER skeptischen, Lächeln erwidert. Von der Musik bereits getrennt, lasse ich nun auch das angenehme Brummen des Motors verstummen. Kurz durchatmen, Jacke anziehen und hinaus in die Kälte, welche mich wieder in die Realität zurückholt...


Beitrag: Blog2_Post
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